Ob es in der letzten Silvesternacht in Berlin überhaupt zu der anfänglich berichteten Straßengewalt großen Ausmaßes kam, ist rückblickend immer mehr im Zweifel zu ziehen. Dennoch hat sich durch die intensive Medienberichterstattung schnell eine Debatte verselbstständigt - was tun gegen Gewalt und Ausschreitungen in sog. „Problemkiezen“? Die Antwort dreier Berliner SPD-Bezirkspolitiker war schnell gefunden: Eigentumswohnungen.
Das kann wenig verwundern, denn schon seit einiger Zeit wirbt die Berliner SPD für das Wohneigentum und stimmt damit in den Chor von CDU und FDP ein. Ginge es nach den drei SPD-Bezirkspolitikern sollte das Land Berlin Eigentumswohnungen in wirtschaftlich schwachen Kiezen gezielt fördern und auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Eigentumswohnungen errichten. Dort wo es bisher wenig Eigentumswohnungen gibt, sollen diese dann zur „sozialen Durchmischung“ beitragen. Ein Vorschlag zur Unzeit. Zwar will niemand Wohneigentum verteufeln. Wer aber bei den horrenden Berliner Preisen Eigentum erwerben kann, braucht staatliche Förderung in der Regel nicht. Stattdessen werden noch immer zu wenig Sozialwohnungen gebaut, die in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten im Übrigen selbst großen Teilen der Mittelschicht offenstehen.
Das knappe Geld sollte deshalb besser denen zugutekommen, die sich sonst keine Wohnungen auf dem überhitzten Berliner Wohnungsmarkt leisten können. Durchmischung erreicht daher vor allem, wer geförderten Wohnraum auch in die teuren Altbau- und Innenstadtkieze Berlins bringt. Gegen Silvesterkrawalle und Straßengewalt können langfristig nur mehr Geld für Jugend- und Sozialprojekte, mehr wirtschaftliche Perspektiven und Kontaktbereichsbeamte helfen. Mit Eigentumswohnungen lassen sich keine sozialen Probleme erschlagen.