Der Berliner Radverkehr kommt seit Jahren nicht richtig von der Stelle. In der grünen Senatsverwaltung regiert Stillstand – so schlimm, dass selbst die Berliner CDU ihre Chance wittert, beim Thema Radverkehr zu punkten. Der Unmut über fehlende Neuplanungen und das Konstrukt der InfraVelo GmbH ist vor allem bei den Bezirken groß.
Während der Corona-Krise entstanden aber vielerorts neue temporäre Radwege, sog. Pop-up-Radwege. Als Zwischenlösung gedacht, sollen sie nun bleiben. Auf rechtlich wackliger Grundlage beschloss zunächst der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit. Die Senatsverwaltung hat dies den Bezirken nun zur Nachahmung empfohlen. Das kann für Lichtenberg nur an wenigen Stellen eine Option sein. Nicht umsonst ist Radwegeplanung zeitintensiv, müssen doch Fußgänger, der ÖPNV, die Sicherheit der Radfahrer und Autofahrer berücksichtigt werden. Was bisher an Planungen verschlafen wurde, lässt sich leider nicht durch eine einzige Hauruck-Aktion aufholen. Denn die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn alle mitziehen.
Die Akzeptanz, Privilegien abzugeben, ist dabei erfahrungsgemäß größer, wenn transparent und partizipativ geplant wird und die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Derweil sollte der Bezirk aber trotzdem prüfen, an welchen Standorten vielleicht auch für Lichtenberg die schnellen Pop-Ups der richtige (Rad)weg sind. Pop-Up-Radwege und langfristige Verkehrsplanung müssen kein Widerspruch sein (Artikel aus infolinks September 2020).
Pingback: Radwegeausbau in Lichtenberg – Antonio Leonhardt