Das Einkaufsverhalten der Lichtenberger hat sich in den letzten Jahren verändert. Immer mehr Menschen bestellen Waren über das Internet. Nicht erst seit der Corona-Pandemie steht daher das Geschäftsmodell „Einkaufscenter“ in Frage. In den USA haben schon seit längerer Zeit viele Kommunen mit der sog. „retail apocalypse“, dem Verschwinden der Geschäfte aus den Innenstädten, zu kämpfen. Für die betroffenen Kommunen ist dies nicht nur ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Problem, sondern auch eine Herausforderung für die Stadtentwicklung. Gerade kleine Center sind im Vergleich zum umfassenden Angebot der Internetriesen weniger attraktiv. Die Lösung sucht der Einzelhandel paradoxerweise in immer größeren Centern, die ein „Erlebnis- und Eventshopping“ ermöglichen sollen. Obwohl eigentlich weniger Verkaufsflächen benötigt werden, setzt diese Wettbewerbsstrategie eine verhängnisvolle Spirale zu immer größeren Centern in Gang.
Gerade im Ostteil der Stadt sind während des Centers-Booms der 90er viele kleinere und mittlere Center entstanden. Sie sind wichtig für die wohnortnahe Versorgung und bieten in den Wohnvierteln oft den einzigen Raum für soziale Infrastruktur und Gesundheitsdienstleistungen. Doch mit zunehmenden Leerstand sehen sich die Center-Eigentümer nach neuen Verwertungsmöglichkeiten um. Oft scheint ihnen ein Abriss und eine anschließende Wohnbebauung attraktiver.
Die Bezirke müssen hier alle baurechtlichen Instrumente nutzen, um solchen Planspielen entgegenzutreten. Auch wenn wir so keine Nutzung für gewerbliche und soziale Zwecke garantieren, können wir wenigstens die schnelle Umwidmung in Luxus-Wohnraum verhindern. Langfristig kann nur die Etablierung eines gesunden Nutzungsmix zur Belebung der Center beitragen. Lichtenberg wird es nur mit einer langfristigen und bereichsübergreifenden Strategie gelingen, dem Center-Sterben etwas entgegenzusetzen. Dafür braucht es mehr als nur hin und wieder einen Gipfel mit den Center-Betreibern (Beitrag aus der infolinks).